Wachtraum

4.42 Uhr auf einer weißen Matratze mitten in einer kleinen Wohnung. Er liegt zwischen Traum und Wachen. Wachträume und Schlafträume gehen ineinander über. In seinem Blut zirkulieren verschiedene Substanzen. Er bewegt sich nicht.
Er sieht Bilder. Riecht, schmeckt und fühlt Dinge die nicht in diesem Zimmer sind. Seine Gedanken streifen Körper. Sehen geliebte und begehrte Menschen. Männer und Frauen. Sie lächeln ihm zu. Seine Brust hebt und senkt sich. Es tut weh. Er fühlt ihre Wangen, Schenkel, Hintern. Schmeckt das leicht salzige am Hals einer durchtanzten Nacht. Er spricht und schweigt. Auf einmal kann er die Sprache der Augen. Nimmt alles auf.
Er fühlt Liebe und pure Geilheit. Sanfte Freundschaft und den Hass der aneinander treibt. Prügelt sich hemmungslos. Saugt das Blut von den Lippen. Verletzt und wird verletzt. Befiehlt und gehorcht. Er vertraut sich und den anderen. Noch immer bewegt er sich nicht.

Schnürsenkel

Die als Kakerlaken
verkleideten Gedanken
sezieren und Selbsthass
auskotzen. Still halten.

Ich wünschte ich
könnte dir vorsingen
um dich zu beruhigen.
Worte sprechen.

Täglich binde ich
meine Schuhe zu
und hoffe die
Senkel reißen nicht.

Körper, Haut und
all diese Gesichter
und all der Tod
da draußen.

Morgenklischees

Manchmal,
wenn
du nach einigen
langen Tagen oder
Wochen, wieder
Menschen siehst.
Die Gesichter und
Körper. Du bist wieder
anwesend und klar.
Die Sonne scheint
und ist nicht dein
Feind.

Manchmal,
wenn du wieder
sprechen kannst.
Und atmen. Du
kannst die
Düfte wieder
spüren.

Manchmal,
wachst du
endlich wieder
auf und nickst
einfach. Isst
und trinkst
und bewunderst
Schönheit.

Es ist Morgen.
Es ist Frühling.
Und diese
Klischees
bringen dich
zum lächeln.