In dieser Zeit,
mitten in der Nacht,
verwahrlost und durstig,
müde verwirrt und voller Scham.
geil und impotent,
wartend auf den Schlaf oder den Morgen
oder den Tod oder die Erlösung
oder einfach nur einen Satz.
Ein paar Worte die noch
hervorkommen aus der Lawine,
dem Chaos der Bilder und Gefühlen
und Meinungen und dem
Blut der Verzweiflung über den Tod.
Archiv für den Monat Oktober 2016
Angst
Jedes neue Leben betreten
und versucht den Schlüssel wegzuschmeissen.
Viel versucht und doch der Alte geblieben.
Versucht sich nackt und bloß zu zeigen
und sich doch nur ausgezogen.
Soviel Teenagerdrama. Soviel Angst vor euch.
Soviel Zeit. Soviel Zeit.
Das Lächeln
Es wird kälter
und ich gestehe:
Meiner Haut gefällt es.
Es wird dunkler
und ich sehe:
Die Menschen hasten nach Hause.
Nehmen Zuflucht
in der Wärme
und warten auf den Sommer.
Ich aber trinke Wein
und versuche meinen Körper
zu spüren und ihn zu lieben.
Mir gegenüber sehe ich ein Lächeln
und obwohl es mir nicht gilt
freut es mich.
Jungfrau
Er hatte schon
mit Menschen geschlafen.
Hatte Münder geküsst
und Ohren, Augen, Brüste und Schwänze.
Viele verschiedene Körper
waren ihm zugetan gewesen.
Er liebte den Geruch
und den Geschmack von Haut.
Und doch fühlte er sich
ungelenk, unschuldig
und wie ein Anfänger.
Nachtspaziergang
Er brauchte noch Brot
und draußen war es kalt.
Deswegen waren auch weniger Menschen
unterwegs als im Sommer.
Er sah die üblichen Betrunkenen,
Nachtgestalten, dachte sich nichts dabei.
Kurz sah er eine Betrunkene
und wunderte sich das er sie anziehend fand.
Die Nacht war klar und er dachte an Parties.
Er atmete ein und öffnete die Tür.
Herbstabend
Wenn es leise ist und dunkel.
Wenn alles schläft.
(Nur die Gespenster nicht.)
Wenn die Vergangenheit höhnisch kichert.
Wenn überall nur „Ende“ steht.
Das ist das Leben das du führst.
Der Regen weckt dich schon auf.
Das Reden ist gar nicht so schwer.
Nur mit dem Fühlen dauert es noch.
Da draußen
Unter der Stadt
liegt die Kanalisation.
Hinter den Gedanken
stehen die Worte.
Die Bilder besitzen
die Konzerne.
Menschen sehen nicht
einmal mehr weg.
(Sie starren genau hin
und schlagen ihre Meinung
denen ins Gesicht die am
Boden liegen um ihnen zu helfen.)
Mehltau erzeugt Hass.
Haut erregt Ekel.
Neues von S.
(Skizze)
S. war nicht einmal betrunken. Er war nüchtern und bekam alles mit. Jeden Schritt, jeden Laut. Jeden Gedanken hörte er. Etwas jagte ihn. Irgendetwas wollte sich lösen und das war auch gut so. Nur war S. nicht bereit. Er fürchtete, es könnte das falsche sein was sich löste. Etwas was er noch gebrauchen könnte. Er musste das wenige beisammen halten. Es durfte nicht alles verloren gehen.
Es konnte doch nicht alles falsch gewesen sein was er getan hatte. Es war doch sein Weg gewesen. Nun stand er in einer Einöde. Überall um ihn herum war Gras und Steine. Überall sah er den Horizont und dieser engte ihn ein. Am Abend riss er sich sein T-Shirt vom Oberkörper als würde ihn das ersticken. S. bekam nichts geschafft. Und doch fühlte er sich totmüde. Er schlief immer mehr. Träumte wild und unverständlich. Sogar für ihn unverständlich. S. war nervös. Jeder Satz den er las redete auf ihn ein.
Gin-Tonic und Lärm.
Gedanken laufen rückwärts.
Ein Kneipenabend.
Immer wieder
Es kommt immer wieder.
An der Wand hängen immer noch
die nicht abgeschickten Briefe.
Die Wohnung verdreckt schneller
als ich sie aufräumen könnte.
Ich hänge mich an das
was mich umbringt.
Es kommt immer wieder.
Die Menschen schweigen.
Ich habe sie ausgeschaltet.
Ich habe Angst vor der Stille.
Ich richte viel an.
Ich möchte meine Ruhe haben.
Lösch das Licht.
Mach die Musik aus.
Vergiss die Worte.
Es kommt immer wieder.